Brief von Generalsekretär und Präses des CVJM Deutschland
Liebe Geschwister in CVJM, EJW und CJD,
was sich in dieser Zeit in und mit dieser Welt ereignet, lässt sich nicht in Worte fassen. Zwischen Hoffen und Bangen, Angst und Zuversicht bewegen wir uns als Kinder Gottes und als CVJM. Wir sind beteiligt, mittendrin, getrieben wie alle anderen auch, müssen weitreichende Entscheidungen treffen und stehen als Gesellschaft, als Weltgemeinschaft, persönlich und im CVJM vor immensen Herausforderungen. Viele haben Angst, bangen um Job und Existenz, sind von Kurzarbeit betrof-fen, sorgen sich vor eigener Ansteckung, der von Familienangehörigen und Freunden, oder fühlen sich derzeit besonders einsam.
Besonnen
Gott schenkt den Geist der Besonnenheit (2. Tim 1,7). Was bedeutet das in diesen Zeiten? Wie Poli-tik, Medizin, Entscheidungsträger und Forschung zusammenwirken und das Beste für uns Bürger suchen, ist beeindruckend und macht dankbar. Unser Beitrag zur Besonnenheit kann sein, dass wir uns an Vorgaben halten und für Verantwortliche beten, wie z. B. um 21:21 Uhr im „CVJM-Gebet“, das natürlich auch zu anderen Zeiten gesprochen werden kann (Facebook, Instagram, cvjm.de).
Besonnen sein bedeutet auch - und das ist mit großem Schmerz verbunden, weil wir damit auch vieles nicht durchführen können, was für unsere CVJM-Arbeit prägend ist, - dass wir Maßnahmen und Veranstaltungen absagen und Einrichtungen schließen. Zugleich irritiert manche Absage, die jetzt schon für Juni oder Juli mitgeteilt wird. Die Hoffnung ist, dass sich die Zeiten wieder ändern.
Ermutigend
Ermutigend ist, wie kreativ, proaktiv und leidenschaftlich viele im CVJM mit dieser Situation umge-hen. Was sich in den sozialen Medien ereignet, ist eindrücklich. Wir ändern Settings von Jungschar oder Vorstandssitzung, treffen uns online und scheinen teilweise fast besser vernetzt zu sein als im zuvor so vertrauten Alltag. Wir sind aktiver Mitgestalter im Sozialraum, unterstützen diejenigen, die sich nicht selbst versorgen können u. v. m. Danke für allen Mut, alle Inspiration, alles Engagement im CVJM und für andere. Wir wagen Neues, helfen uns gegenseitig auf dem Weg der Digitalisierung und profitieren besonders von denjenigen unter uns, die in den vergangenen Jahren bereits ver-schiedenste online-Formate verantwortet haben. Manches von dem Vielen versuchen wir gemein-sam zu bündeln (#cvjmzuhause, jugendarbeit.online etc.). Es wird vielfältig spür- und sichtbar, dass wir Salz und Licht sind. Das ist wunderbar. Danke allen, die daran Anteil haben.
Besonders eindrücklich ist das Miteinander in der CVJM-Bewegung: Landesverbände sind eng im Kontakt mit Ortsvereinen, deutschlandweit helfen wir uns gegenseitig, stärken uns gegenseitig, sorgen füreinander in einer Zeit, die uns allen schon für die Bewältigung der persönlichen Heraus-forderungen besonderen Einsatz abverlangt. Wir wollen weiter voneinander lernen, Informationen teilen und gemeinsam unterwegs sein.
Die (finanzielle) Not ist auch in vielen CVJM und YMCAs groß. Auch viele Hauptamtliche im CVJM sind von Kurzarbeit betroffen. Wir verstehen uns als Solidargemeinschaft und erahnen zugleich, dass wir im finanziellen Miteinander als CVJM an Grenzen stoßen werden. Viele unserer internatio-nalen Partner und Freunde im YMCA werden noch stärker betroffen sein. Sie suchen den Schulter-schluss und hoffen auf unsere Unterstützung. In allem kann uns unsere Sorge auch neu in Abhängigkeit von Gott führen. Er versorgt auch in den tiefsten Krisen. CVJM erfährt das seit mehr als 175 Jahren. Er wird es auch diesmal tun, gleichwohl werden wir Einschnitte hin- und vornehmen müssen.
Auch die Zeit, in der der CVJM gegründet wurde, war sehr prekär. Vereinsamung, Armut, schlechte medizinische Versorgung, Landflucht u. v. m. prägten die Mitte des 19. Jahrhunderts. Inmitten all dessen entstand der CVJM als Ort der Hoffnung und des Mutes, ein kleines Licht, das nach und nach an Kraft gewann. Lasst uns mutig bleiben.
In die Zukunft
Es stellt sich natürlich auch die Frage, wie CVJM-Arbeit in Zukunft aussehen wird. Derzeit nutzen wir die Potenziale der Digitalisierung. Wir lernen und verändern uns – auch weil wir es müssen. Zu-gleich fragen wir: Wie wird denn unsere TEN SING-Gruppe in Zukunft aussehen, was wird aus unse-ren Jugendgruppen oder wie werden Freizeitmaßnahmen wieder gebucht werden? Kurz: Wie geht CVJM nach Corona? Wie konstruktiv wir derzeit in der Krise handeln, ist in den vielen offenen Fra-gen die größte Ermutigung. Das gibt Hoffnung auch für die Zeit des Alltags, der hoffentlich wieder-kommen wird.
Diese Zeit kann auch eine Chance sein. Wir können neu fragen: Gott, was ist Dein Auftrag für unse-ren CVJM und uns als CVJM? Zeige Du uns die richtigen Schritte für die Zukunft, mache uns mutig, Neues zu wagen und uns von manchem Ballast auch zu verabschieden, zeige uns, wo Umkehr und Neuanfang nötig ist. Und, zieh uns näher zu dir, Gott. Gottes Friede, der höher ist als alle Vernunft, der alle unsere Erfahrungen und alles, was für uns je-mals vorstellbar ist, übersteigt, der umschließe, der umgebe unsere Herzen und Sinne, in Jesus Christus, unserem Herrn (Philipper 4,7)
Mit herzlichen Grüßen, Gott befohlen
Steffen Waldminghaus, Präses
Hansjörg Kopp, Generalsekretär
P.S: Bitte prüft, ob es bereits jetzt notwendig ist, Freizeitmaßnahmen (Camps, Lager, Reisen) für den Som-mer abzusagen. Können hier nicht Risiken geteilt werden? Eine offene und ehrliche Kommunikation mit den Verantwortlichen, mit den Vertragspartnern (Vermieter, Eltern usw.) kann hier hilfreich sein.
Wie wunderbar wäre es doch, spätestens im Sommer wieder eine gewisse Normalität zu erleben, mit jungen Menschen Glau-ben zu teilen, sie zu ermutigen und zu befähigen.